Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

Mitglied im Deutschen Bundestag

Gesetzgebungsverfahren zur einheitlichen Pflegeausbildung stoppen

Zur Verabschiedung des Pflegeberufsgesetzes im Kabinett.

14.01.2016

Alle spezialisieren sich, doch ausgerechnet bei der Pflegeausbildung soll es bald eine Ausbildung für alle Pflegeberufe geben. Drei Berufe – Kinderkrankenpfleger, Krankenpfleger, Altenpfleger – sollen zu einem verschmelzen. Mit derselben Ausbildungszeit von drei Jahren. Dabei bleibt wichtiges Fachwissen auf der Strecke, das wir in der alternden Gesellschaft dringend brauchen. Das gilt auch für die Kinderkrankenpflege – schließlich sind Kinder keine kleinen Erwachsenen.

Generalistische Pflegekräfte sollen künftig nach der Ausbildung von der Frühchenbetreuung bis zur Sterbehilfe überall einsetzbar sein. Es liegt auf der Hand, dass das unmöglich ist. Um in einem Altenheim, einem Krankenhaus oder einer Kinderklinik kompetent arbeiten zu können, werden ausgebildete Pflegefachkräfte sich künftig weiterqualifizieren müssen. Damit wird die Ausbildung nicht attraktiver, wie es die Bundesregierung behauptet, sondern unattraktiver.

Auch Fragen der Umsetzung sind ungeklärt: Wie hoch sind die Kosten? Wie sehen die Ausbildungsinhalte aus? Verdienen die fertig ausgebildeten generalistischen Pflegefachkräfte das Gleiche wie eine spezialisierte Pflegekraft heute? Müssen sie sich auf eigene Kosten nachqualifizieren?

Schon jetzt ist absehbar, dass es zu wenig Lehrkräfte für eine generalisierte Ausbildung gibt. Und zu wenig Praxiseinsatzorte, besonders im kinderpflegerischen Bereich.

Wenn es dafür keine Lösungen gibt, wird es nach der Reform weniger Ausbildungsplätze geben als derzeit und damit auch weniger Pflegekräfte. Zahlreiche Betriebe werden aus der Ausbildung aussteigen. Generalistische Lehrkräfte an den Schulen fehlen. Die Kosten für die Länder werden steigen. Der geringeren Zahl an Pflegekräften werden dann auch noch spezifische Fachkenntnisse fehlen. Das wäre verheerend, herrscht doch jetzt schon ein Fachkräftemangel im Pflegebereich.

Die Kritiker werden immer zahlreicher. Die Bundesregierung muss endlich Antworten auf die drängenden Fragen geben. Dazu muss das Gesetzgebungsverfahren gestoppt werden, bevor die unausgegorene Reform Schaden anrichtet.

Tags: Pressearchiv, Alter und Pflege, Pflegeausbildung
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