Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

Mitglied im Deutschen Bundestag

Große Koalition qualifiziert die Pflege ab

Die Große Koalition hat beschlossen, den Zugang zur Kranken- und zur Altenpflegeausbildung für Personen mit Hauptschulabschluss zu öffnen

17.06.2009

Im Rahmen der Reform des Arzneimittelgesetzes hat die Große Koalition heute im Gesundheitsausschuss beschlossen, den Zugang zur Kranken- und zur Altenpflegeausbildung für Personen mit Hauptschulabschluss öffnen. Dazu erklärt Elisabeth Scharfenberg MdB, bayerische Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Pflegepolitik:

In ihren letzten Zügen stellt die Koalition die Pflege noch rasch aufs Abstellgleis. Zumindest ist sie konsequent und hat nun aus halbem einen kompletten Unsinn gemacht. Gegen jede Vernunft und jeden fachlichen Rat werden jetzt auch noch in der Altenpflegeausbildung die Zugangsvoraussetzungen abgesenkt. Damit haben Union und SPD die gesamte pflegerische Fachwelt und Praxis in letzter Sekunde völlig überrumpelt und brüskiert. In ihrer üblichen Arroganz haben sie außerdem den Antrag der Opposition auf eine erneute Anhörung abgelehnt und ihre parlamentarische Stillosigkeit unter Beweis gestellt.

Was wie eine großmütige Wohltat daherkommt, ist in Wirklichkeit das Gegenteil. Union und SPD geben Hauptschülerinnen und –schülern nicht etwa eine neue Chance – sie verbaut sie ihnen. Denn die Anforderungen an den Pflegeberuf sind hoch und werden künftig noch höher. Schon heute scheitern viele Auszubildende an diesen Hürden. Was ist das Ziel dieser Koalition: höhere Abbrecher-Quoten? Dies sind eigentümliche arbeitsmarktpolitische Ziele.

Hauptschülerinnen und –schüler verdienen eine echte(!) Chance. Deshalb brauchen wir dringend eine grundlegende Ausbildungsreform. Wir wollen hin zu einem abgestuften und durchlässigen Ausbildungssystem. Darin soll jede und jeder ihre/seine Qualifikation schrittweise erweitern können, bis hin zur Ausbildung an Hochschulen.

Ein Gesamtkonzept sucht man bei der Koalition jedoch vergeblich. Zwar wird die Öffnung der Ausbildung auf zunächst acht Jahre befristet. Doch weder ist im Gesetz festgeschrieben, dass es eine wissenschaftliche Auswertung geben muss, noch wie es insgesamt mit der Pflegeausbildung weitergehen soll. Kein Wort davon, keine Idee, kein Ziel.

Diese Koalition wirft die Pflege um Jahre zurück und hinterlässt nur unerledigte Aufgaben.

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