Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

Mitglied im Deutschen Bundestag

MdB Scharfenberg: Nicht Geld arbeitet, sondern Menschen

Hofer Grüne zeigten den Film zur Finanzmarktkrise "Let's make money" von Erwin Wagenhofer

16.03.2009 Es war ein Szenario wie bei den Hofer Filmtagen: strömendes Publikum, vollbesetztes Kino. Und das mitten im Frühling. Der Film war lange zu Ende, aber die Kinobesucher im Central Kino Hof hatten noch viele Fragen. Sie nutzten das Angebot der Hofer Grünen, die im Anschluss an die Filmvorführung von "Let’s make money" zur Diskussionsveranstaltung eingeladen hatten. Rede und Antwort standen im größten Kinosaal des Centrals Professor Thomas Meuche, Vizepräsident der Fachhochschule Hof und Betriebswirt mit Schwerpunkt Finanzen, und die grüne Bundestagsabgeordnete Elisabeth Scharfenberg. Lassen Sie ihr Geld arbeiten, so werben die Banken. Aber man dürfe sich nichts vormachen, betonte Elisabeth Scharfenberg in ihrer Eröffnungsrede vor 250 Kinobesuchern, nicht Geld arbeitet, sondern Menschen. Wenn wir Geld auf die Bank bringen, sollte uns interessieren, wie das Geld angelegt wird. Zum einen um sicher zu sein, dass es nicht in spekulativen Luftblasen investiert wird, wie es die risikoreichen Geschäfte mit Subprime-Krediten in den USA waren. Diese waren zum Auslöser der weltweiten Finanzmarktkrise geworden. Es sollte uns auch interessieren, ob unser Geld, dort wo es "arbeitet" Wohlstand hinterlässt, erklärte Scharfenberg. Oder ob Gewinne - etwa wie in Goldminen in Ghana -, so gierig abgeschöpft werden, dass diese Länder aus dem Kreislauf von Armut und Abhängigkeit von der industrialisierten Welt nicht herauskommen. Denn, fragte Scharfenberg, ist es nicht ein ethischer Anspruch an eine humane Gesellschaft, den eigenen Wohlstand nicht auf Kosten der Ärmsten der Welt zu erhalten und zu vermehren? Der Film sieht die Finanzmarktkrise kommen. War Wagenhofer mit seiner Einschätzung alleine, wollte Elisabeth Scharfenberg wissen, oder ist es mit der Finanzmarktkrise wie mit einem Fußballspiel? Nach dem Abpfiff behauptet jeder, den Ausgang schon vorher gewusst zu haben? Jeder kennt das Spiel, meinte Professor Meuche, das Problem ist nur, dass niemand weiß, wann das Spiel abgepfiffen wird. Wer zu früh aussteigt, vergibt Chancen, wer zu spät aussteigt, verliert möglicherweise sein Vermögen, so Meuche. Finanzkrisen sind nichts Neues sind, erklärte Meuche. In regelmäßigen Abständen kam es in der Vergangenheit in einzelnen Ländern (Japan, und USA) oder auch Regionen (Lateinamerika, Skandinavien) zu solchen Krisen. Die derzeitige Krise unterscheidet sich jedoch in ihrer Dimension gravierend von den vorangegangenen Turbulenzen, weil sie rund um den Globus wirkt und damit ein seit 1929 nicht mehr gekanntes Ausmaß hat, so Professor Meuche. Der neueste Film des österreichischen Filmmachers Erwin Wagenhofer zeigt die globalen Verstrickungen der Märkte. Er folgt dem Weg des Geldes, dorthin wo spanische Bauarbeiter, afrikanische Bauern oder indische Arbeiter Geld vermehren und selbst bettelarm bleiben und keine Chance haben, ihre Lage jemals zu verbessern. Darunter sind viele Kinder. "Let's make money" zeigt die Unternehmer, Fondsmanager und Spekulanten, die dann am meisten Geld machen, wenn "Blut auf der Straße ist". Es geht um Wirtschaftskiller, die im Interesse ihrer Aktionäre ein fremdes Land abgrasen und zerstören, weil dort Löhne und Steuern niedrig sind und die Umwelt keine Lobby hat. Und auch vor der Ermordung unwilliger Funktionäre schreckt die Wirtschaftsmafia nicht zurück. Das Thema ist angesichts der weltweiten Wirtschafts- und Finanzmarktkrise hochaktuell. Der Film zeigt, wie wenig Bankkunden in der Regel über die Arbeitsweise ihres Geldes wissen. Sie wissen nicht, dass Geld, das in Deutschland vermeintlich sicher und unbedenklich angelegt wurde, auf Kosten von Menschen in der dritten Welt "arbeitet" oder verspekuliert wird. Bleibt die Frage nach der Verantwortung für die Krise. Eine Beschränkung der Managergehälter löst das Problem nicht, erklärte Professor Meuche. Für sinnvoller hält er es, darüber nachzudenken, wie man die Verantwortlichen nicht nur über Bonuszahlungen an den Chancen, sondern sie auch am Risiko beteiligen kann. Ein Prinzip, das für ein eigentümergeführtes Unternehmen selbstverständlich ist. Wer Geld auf die Bank bringt, meinte Elisabeth Scharfenberg abschließend, muss nicht gleich die Welt retten. Man sollte sich aber kundig machen. Dazu braucht es eine bessere Beratung der Bankkunden, mehr Transparenz im Anlagengeschäft und mehr Rechte zum Schutz von Verbrauchern bei Geldanlagen. Scharfenberg ist überzeugt, wenn Verbraucher wirklich die Wahl haben, wird es immer öfter heißen: "Lets make money" in der Umweltbranche, denn die boomt weiter trotz Weltwirtschaftskrise.
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