Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

Mitglied im Deutschen Bundestag

Gefährliche Lebensart

Gote und Scharfenberg luden zur Diskussion zum Thema Essstörungen - Artikel im Nordbayerischen Kurier 02.08.08

02.08.2008

von Susanne Lindner, Nordbayerischer Kurier, 02.08.08

"Zu dick - zu dünn: Jugend aus dem Gleichgewicht?": Zu einer Diskussion zu diesem Thema luden Ulrike Gote, Landtagsabgeordnete der Grünen, und Elisabeth Scharfenberg, Bundestagsabgeordnete der Grünen, am Donnerstagabend ins Café Sophie in Bayreuth.

Zur Diskussion waren zahlreiche Spezialisten aus der Vereinsarbeit, der Medizin und der Wissenschaft erschienen. Gemeinsam informierten sie, welche Ursachen und Folgen Essstörungen haben und welche Rolle die Medien und die Modewelt bei der Entstehung der Erkrankung spielen.

Zu Beginn der Gesprächsrunde gab Gote einen Überblick über Zahlen und Fakten. Dabei betonte sie, dass sowohl Über- als auch Untergewicht bei Kindern und Jugendlichen immer mehr zunehme. Mädchen seien statistisch gesehen häufiger von Essstörungen betroffen als Jungen. "Essstörungen sind keine pubertäre Erscheinung, die wieder vorübergeht", erklärte Gote. "Vielmehr sind sie eine ernstzunehmende Krankheit." Selbst wenn man die Krankheit in den Griff bekomme, könne es sein, dass man mit lebenslangen Folgen zu kämpfen hat. Laut Gote könne eine normale Diät schon als Einstieg dienen. Die Gründe einer Essstörung lägen häufig in tief gehenden Erschütterungen oder Problemen. Ein weiterer, wichtiger Faktor sei das heutige Frauenbild in den Medien. Gote: "Bilder von schlanken Frauen in den Medien sind für viele Kinder ein reales Vorbild."

Michael Thomas, Diplom-Psychologe, psychologischer Psychotherapeut und Geschäftsführer der Thomas Filmtheater GmbH, hat vor 25 Jahren begonnen mit essgestörten Mädchen zu arbeiten. "Die erkrankten Mädchen sind oft lange alleine mit ihrer Krankheit und teilen sich erst sehr spät mit", sagte Thomas. "In diesen Fällen kann eine Selbsthilfegruppe eine wichtige Rolle spielen." Doch davon habe der Experte im Raum Bayreuth nur sehr wenige gefunden. Als häufigen Grund für Essstörungen nannte er das Fehlen von stabilen Strukturen. "Durch die Auflösung von Familienstrukturen gehen Bindungswirkungen verloren."

Den Mangel an geeigneten Selbsthilfegruppen und Präventionsprojekten in Bayreuth stellte auch Mareike Kludas, Diplom-Päda gogin des Vereins Avalon, bei den Arbeiten an ihrer Diplomarbeit zum Thema "Essstörungen in der Adoleszenz unter familiendynamischer Perspektive" fest. "Jugendlichen müssten Workshops angeboten werden, in denen sie ihr Selbstwertgefühl stärken können", erklärte Kludas.

Einen klaren Standpunkt vertrat auch Jennifer Wanderer, die an der ersten Staffel von "Germany’s Next Topmodel" teilgenommen hat: "Die Medien sind nicht verantwortlich für die Schlankheitsideale. Viele Modemacher sind homosexuell und wollen die Frauen in diese Formen pressen." Die verschiedenen Magersuchts- und Boulimie-Bewegungen, die sich über das Internet verbreiten, hält die 19-Jährige für einen gefährlichen Lifestyle.

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