Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

Mitglied im Deutschen Bundestag

Organspende: Für die Zustimmungslösung, für Aufklärung und Strukturreformen

Zum Tag der Organspende am 7. Juni 2008 erklärt Elisabeth Scharfenberg

06.06.2008

Zum Tag der Organspende am 7. Juni 2008 erklärt Elisabeth Scharfenberg,bayerische Bundestagsabgeordnete und Mitglied des Gesundheitsausschusses:

Die Zahl der Organspender ist im ersten Halbjahr 2008 gegenüber dem Vorjahr leichtgesunken, insbesondere auch in Bayern. Auch uns beunruhigt dies, warten dochüber 12.000 Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan.

Ganz zweifellos muss gehandelt werden. Überstürzte Panikreaktionen jedoch helfenniemandem. So werden seit einigen Tagen wieder Stimmen laut, die dieVerankerung einer Widerspruchslösung im Transplantationsgesetz fordern, sobeispielsweise die bayerische Sozialministerin Christa Stewens. Danach sollen jene,die einer Organspende nicht ausdrücklich widersprechen, automatisch als Spendergelten.Dies jedoch ist und bleibt der falsche Weg. Wir Grüne plädieren daher nachdrücklichfür die Beibehaltung der erweiterten Zustimmungslösung, nach der eine Person bzw.seine Angehörigen einer Organspende ausdrücklich zustimmen müssen. Für unssteht das Selbstbestimmungsrecht der Bürgerinnen und Bürger - auch über dasLebensende hinaus - an erster Stelle.

Für uns ist der Rückgang der Organspenden ein Zeichen dafür, dass alle Akteure,Politik, Ärzteschaft, Kliniken und Krankenkassen, viel mehr dafür tun müssen,Vertrauen gegenüber der Organspende auf- und Ängste abzubauen. Dies geht nurüber kontinuierliche und sehr behutsame Aufklärung.

Wir halten die Optimierung der derzeitigen Strukturen für vordringlich, um die Zahlder Organspenden und Transplantationen zu erhöhen. Was nützt dieWiderspruchslösung, wenn ein potenzieller Organspender von der Klinik vor Ort nichtan die Koordinierungsstelle gemeldet wird? Hier besteht Handlungsbedarf, etwa übereine Konkretisierung der Meldepflicht im Transplantationsgesetz, über mehrqualifizierte Transplantationskoordinatoren oder über die Förderung derZusammenarbeit aller Akteure.

Die Widerspruchslösung führt nicht automatisch zu mehr Organspenden. Das zeigenauch internationale Vergleiche. So weist beispielsweise Irland mit einerZustimmungslösung mehr Organspenden auf als Ungarn, wo dieWiderspruchslösung gilt. Auch in Spanien werden die weltweit höchstenSpenderzahlen von spanischen Experten selbst nicht auf die dort geltendeWiderspruchslösung zurückgeführt, sondern in erster Linie auf eine sehr guteKoordinationsarbeit und eine finanziell gute Ausstattung des Systems.

Dass es anders geht, beweist schon seit einigen Jahren das BundeslandMecklenburg-Vorpommern. Dort wird durch professionelle Strukturen, eine guteKoordination und Kooperation aller Akteure ein beinahe "spanisches" Niveau bei denSpenderzahlen erreicht - ohne Widerspruchslösung.

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