Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

Mitglied im Deutschen Bundestag

Psychische Gesundheit nicht stiefmütterlich behandeln

Anlässlich des Welttages der Seelischen Gesundheit am 10. Oktober 2007

09.10.2007

Anlässlich des Welttages der Seelischen Gesundheit am 10. Oktober 2007 erklärt Elisabeth Scharfenberg, Mitglied des Gesundheitsausschusses:

Psychische Erkrankungen sind kein Randgruppenthema, sondern ein Problem aller Alters- und Bevölkerungsschichten. Bedingungen für psychische Gesundheit zu schaffen ist daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir müssen aktiv werden gegen Vorurteile und soziale Ausgrenzung der Betroffenen. Gesunde wie kranke Menschen müssen mit ihren sozialen, körperlichen und seelischen Bedürfnissen wahrgenommen werden. Das sind zwingende Voraussetzungen für ein hohes Maß an Lebensqualität und Chancengleichheit.

Weltweit leiden rund eine halbe Milliarde Menschen unter psychischen Erkrankungen. In Deutschland sind über 30 Prozent der 18- bis 65 Jährigen von einer oder mehreren psychischen Störungen betroffen. Es ist erschreckend, dass über 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten zeigen, wie vor allem Ängste, Depressionen und Störungen des Sozialverhaltens. Gerade bei Kindern müssen wir unsere Verantwortung wahrnehmen und dafür sorgen, dass sie im Erwachsenenalter besser vor psychischen Erkrankungen geschützt sind.

Auch schlechte Arbeitsbedingungen fördern die Entstehung psychischer Störungen. Sie sind inzwischen der vierthäufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland. Krankheitstage in Folge psychischer Krankheit haben von 1991 bis 2005 um 33 Prozent zugenommen. Die Förderung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz ist daher eine zentrale Zukunftsaufgabe.

Psychische Erkrankungen müssen raus aus der Tabuzone. Der Schlüssel liegt in mehr Prävention schon ab dem Kindesalter. Prävention muss dabei eng an die Lebenswelten der Menschen gekoppelt sein, das heißt an die Schule, den Stadtteil, den Arbeitsplatz etc. Wichtig ist eine wohnortnahe und niedrigschwellige Begleitung und Versorgung psychisch kranker Menschen. Hier spielen zum Beispiel Tageskliniken, die an Psychiatrien angegliedert sind, eine positive Rolle.

Die teilstationäre Betreuung erlaubt den Patienten, die Behandlung in ihren Alltag zu integrieren. So können verloren gegangene Ressourcen erkannt und gefördert werden. Gute Beispiele sind etwa die Tageskliniken in Rehau, Hof, Bayreuth oder Coburg.

Die Teilhabe der Betroffenen am gesellschaftlichen Leben muss ermöglicht werden. Dazu sind Information und Aufklärung der gesamten Bevölkerung notwendig. Nötig ist zudem die gezielte Qualifikation und Sensibilisierung von Berufsgruppen, die besonders mit psychischen Erkrankungen konfrontiert werden. Dazu zählen etwa Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal oder auch Lehrerinnen und Lehrer.

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