Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

Mitglied im Deutschen Bundestag

Dreiergespann bleibt am Ball

Pressemitteilung vom 14.09.2006.

14.09.2006

AUSBILDUNGSAKQUISE

Mit den 30 zusätzlichen Ausbildungsplätzen, die sie zu dritt bei Firmen und Betrieben in Hof und Umgebung werben wollten, hat es zwar auf Anhieb nicht ganz geklappt. Vier weitere Lehrstellen und zwei Zusagen für Langzeitpraktika konnten die Bundestagsabgeordneten Petra Ernstberger, Dr. Hans-Peter Friedrich und Elisabeth Scharfenberg gestern immerhin einsammeln. Dennoch zogen sie eine insgesamt positive Bilanz dieser ersten Aktion als Dreier-Gespann.

HOF/REHAU - "Man kommt aus der Schule und erlebt erst mal: Hier werde ich nicht gebraucht, in Oberfranken bin ich unerwünscht." Karlo von Zimmermann, Geschäftsführer der Diakonie Hochfranken, weiß recht gut die Befindlichkeit junger Leute wieder zu geben, die im Behördensprachgebrauch als "unversorgt" gelten. Ohne Ausbildungsplatz, das heißt ohne Perspektive für die Zukunft.

Speziell im Raum Hof sind dies zum aktuellen Zeitpunkt immer noch viel zu viele. Fast 3000 Jugendliche haben Ende August im Bereich der Arbeitsagentur Hof noch eine Lehrstelle gesucht. 1200 von ihnen, das sind fast 40 Prozent, sind "Altbewerber", die sich nicht zum ersten Mal um eine Lehre bemühen. Das Angebot reicht allerdings bei weitem nicht aus. 1314 offene Ausbildungsstellen zählte die Arbeitsagentur. Auch wenn Wolfgang Gold, der neue Chef der Hofer Agentur, davon spricht, dass im Vergleich zum Vorjahr 90 Angebote mehr auf dem Tisch liegen, sind es doch auch 120 Bewerber mehr. "Die Schere klafft weiter auseinander", räumt Gold ein.

Eine Situation, die Petra Ernstberger nach eigenem Bekunden "schwer im Magen liegt". Selbst was tun, wollte die Bundestagsabgeordnete der SPD und holte dafür ihre Kollegen von CSU und Grüne, Friedrich und Scharfenberg, mit ins Boot. Zu dritt wollten sie als "Drei für dreißig" bei Handwerks- und Industriebetrieben für weitere Lehrstellen die Trommel rühren. Eine parteiübergreifende neue Form der Zusammenarbeit, die Elisabeth Scharfenberg sehr spannend nannte. "Es war uns wichtig, zu dritt aufzuschlagen und zu zeigen, wir ziehen alle an einem Strang", sagte sie bei der Abschluss-Pressekonferenz gestern Nachmittag im Berufsbildungswerk der Diakonie Hochfranken.

Aufgeschlagen sind die Drei bei "Vorzeigeunternehmen" der Region. Denn, so hat es Friedrich erkannt: "Die Frage, ob ausgebildet wird, hängt davon ab, ob ein Unternehmen in der Lage ist, wirtschaftlich zu überleben. Ein Handwerksbetrieb, der auf dem letzten Loch pfeift, wird dafür durch keine Appelle zu gewinnen sein."

Gewonnen für ihre Aktion haben die Abgeordneten folgende Betriebe: Die Hofer Bäckerei Laubmann wird einen Jugendlichen zusätzlich zum Bäckereifachverkäufer ausbilden. Gealan in Oberkotzau bietet eine weitere Ausbildungsstelle zum Informatikkaufmann an sowie zwei Plätze für eine Einstiegsqualifikation. Die Rehau AG wird im kommenden Jahr die Zahl ihrer Lehrstellen um acht aufstocken. Auch Lamilux in Rehau will über eine Aufstockung 2007 nachdenken. In der Berufsfachschule für Altenpflege in Hof werden zwei zusätzliche Lehrstellen geschaffen.

Interesse an der Einstiegsqualifikation, abgekürzt EQJ, zeigten neben Gealan weitere Betriebe. Dieses Instrument des Ausbildungspakts der Bundesregierung ist eine Art Jahrespraktikum für Jugendliche und wird staatlich finanziert. Als "Brücke" in die Ausbildung hat es sich gerade in Oberfranken bewährt. Rund 70 Prozent der Teilnehmer erhielten im Anschluss eine Ausbildungsstelle. Die Werbetrommel dafür zu rühren, sei jedoch noch nötig, stellten die Abgeordneten fest: "Staatliche Programme müssen wir mehr in die Köpfe der Entscheider in den Unternehmen bringen", meinte Unions-Fraktionsvize Friedrich. Zu Lasten der regulären Ausbildung, so wurde in der Runde deutlich, dürfe dies allerdings nicht gehen.

Zurück zu der großen Zahl von Jugendlichen, die in Hochfranken trotz aller Bemühungen noch "unversorgt" sind. Ihnen machten Vertreter von Arbeitsagentur, IHK und Handwerkskammer dennoch Mut. Die Arbeitsagentur setzt auf Nachvermittlung auf freiwerdende Lehrstellen oder schulische Bildungseinrichtungen. Industrie und Handwerk zeigen sogar vorsichtigen Optimismus, dass in den kommenden drei Monaten noch zahlreiche Lehrverträge abgeschlossen werden, da in beiden Bereichen erst 60 Prozent der Verträge vorlägen.

Vier zusätzliche Lehrstellen

Im Raum Selb/Wunsiedel sieht es nach Angaben von Hanskarl Bauer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der HWK Oberfranken, besonders gut aus: Hier gibt es bereits jetzt 94 Lehrverträge mehr als im Vorjahr. In Oberfranken insgesamt verzeichnen HWK und IHK ein leichtes Plus von über einem Prozent an Ausbildungsstellen. Auch Bernd Rehorz, zuständig für die Berufsausbildung bei der IHK, sagte: "Es ist noch Musik im Markt drin." Der Verband erwarte, dass man an die Grenze von 4000 Lehrverträgen herankommen werde.

Trotzdem, so räumt Rehorz ein, ist in Sachen Ausbildungsakquise vor allem Klinken putzen angesagt. Auch Ernstberger, Friedrich und Scharfenberg, kamen am Ende ihrer Aktion "Drei für dreißig" zu dem Schluss: "Unsere Arbeit geht erst richtig los. Wir müssen am Ball bleiben." So soll nicht nur eine Briefaktion an andere Unternehmen folgen, sondern die Politiker wollen bereits im Frühjahr in Sachen Ausbildung wieder an die Türen von Betrieben klopfen. Petra Ernstberger will zudem mit gutem Beispiel vorangehen: 2007 wird sie in ihrem regionalen AbgeordnetenBüro einen Jugendlichen zum Kaufmann für Bürokommunikation ausbilden. BEATE FRANCK

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