Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

Mitglied im Deutschen Bundestag

Selbstbestimmt Leben mit persönlicher Assistenz

Pressemitteilung vom 05.05.2006.

05.05.2006

Zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai erklärt Elisabeth Scharfenberg, oberfränkische Abgeordnete und pflegepolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen:

Wer glaubt, behinderte Menschen können nur in Behindertenwohnheimen leben, betreut von Erzieherinnen und Erziehern, irrt gewaltig. Davon konnte sich Elisabeth Scharfenberg, oberfränkische Bundestagsabgeordnete und Pflegepolitische Sprecherin der Grünen, bei ihrem jüngsten Besuch in Coburg überzeugen. In den Köpfen existiert ein Bild von abhängigen, unselbständigen Menschen, das mitnichten der Realität entspricht. Das Gegenteil ist der Fall: Es gibt viele Menschen mit Behinderungen, die absolut unabhängig und nur mit der allernötigsten Hilfe, der persönlichen Assistenz, leben wollen und können - nur niemand traut ihnen das zu.

Ein Beispiel hierfür sind Erkan Cagiran, Richard Franz, Elisabeth und Wolfgang Stolz aus Coburg. Sie leben in einer Wohnung bzw. in einer Wohngemeinschaft, versorgen sich so weit wie möglich selbst und was sie nicht selbst können, erledigt ein persönlicher Assistent - Im Übrigen nach ihren Anweisungen, denn schließlich sind sie der Arbeitgeber. Sie haben ihren Assistenten persönlich ausgesucht, entscheiden selbst, wo, wann und wie die Assistenz geleistet werden soll. Assistenz wird beispielsweise im Bereich Körperpflege, hauswirtschaftliche Versorgung oder der Mobilität benötigt. Ansonsten laufen das Leben und die Zeiteinteilung ganz nach dem persönlichen Wunsch.

Erkan Cagiran, Richard Franz, Elisabeth und Wolfgang Stolz bedienen nicht das Vorurteil vom abhängigen und hilflosen Behinderten. Sie kämpfen für ihre Rechte und für ein selbstbestimmtes Leben. Denn es ist nicht "normal", dass die Vier nicht im Heim leben. Es war ein langer Weg für sie, ihr Recht auf eine Wohnung und ein unabhängiges Leben durchzusetzen: Vorbehalte gegen sie als Mieter, Spießrutenlauf mit den Kostenträgern - und das alles, obwohl alle nach neuen Wohnformen suchen und das Prinzip "Ambulant vor Stationär" gebetsmühlenartig von allen politischen Entscheidungsträgern wiederholt wird.

Von der Sache her ist das richtig und wichtig, ist doch das ambulante Wohnen abgesehen von der Eigenständigkeit der Nutzer wesentlich billiger als eine stationäre Behinderteneinrichtung. Leider ist die Umsetzung immer noch sehr schwierig. Die Coburger sind "Kunden" beim Assistenz- und Pflegedienst "Selbstbestimmt Leben", dessen Träger der Verein Hilfe für das behinderte Kind Coburg e.V. ist.

Elisabeth Scharfenberg konnte sich bei ihrem Besuch in den behindertengerechten und barrierefreien Wohnungen davon überzeugen, dass ein Mensch mit Behinderungen auch ein eigenverantwortliches Leben führen kann. Zum heutigen Tag gegen die Benachteiligung behinderter Menschen ist es besonders wichtig, dass gerade "normale" Mitbürger sich bewusst machen, dass dies ein Menschenrecht ist und jedem, ob behindert oder nicht, selbstverständlich zugestanden werden muss.

Foto:Erkan Cagiran (Kundensprecher)

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