Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

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CSU im Rückwärtsgang – Scharfenberg fordert Distanzierung von fundamentalistischen Evangelikalen

Zur Veranstaltung des „Evangelischen Arbeitskreises“ der CSU und der Äußerungen des dort eingeladenen sächsischen Evangelikalen Thomas Schneider:

18.08.2015

Einen erklärten fundamentalistischen Evangelikalen wie Thomas Schneider einzuladen und sich seinen Ansichten anzuschließen ist eine klare Aussage. Der Vorsitzende des „Evangelischen Arbeitskreises“ der CSU und Hofer CSU-Stadtrat Thomas Lang hat diese Aussage getroffen. Er hat sich damit klar zu einem Familienbild von vorgestern bekannt, das ausschließlich auf der Ehe zwischen Mann und Frau beruht. Längst hat die Gesellschaft dieses Familienbild überholt, denn Patchwork-Familien und Alleinerziehende machen heute bereits 30 Prozent aus – Tendenz steigend. Diese Menschen und ihren Lebensentwurf als nicht der Norm entsprechend auszugrenzen, ist alles andere als christlich.

Thomas Schneiders zentrale Anliegen sind der Kampf gegen die ‚Homo-Ehe‘, gegen “Multi-Kulti” und eine “schleichende Islamisierung”. Dafür beruft er sich auf die Bibel und funktionalisiert den Glauben. Dafür bemüht er auch die Väter des Grundgesetzes. Dass im Grundgesetz allerdings in Artikel 2 das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit verbrieft ist, sofern dieses nicht gegen die Rechte andererverstößt, ist Herrn Schneider wohl entgangen.Mit ihrer rückwärtsgewandten Weltsicht wenden sich fundamentalistischen Evangelikalen gegen die Interessen, die Werte und der Würde des einzelnen Menschen. Dabei muss es unser Ziel als weltoffene, moderne Gesellschaft sein, den einzelnen Menschen in seiner Veranlagung so zu akzeptieren, wie er ist und ihn nicht aufgrund seiner sexuellen Orientierung zu diskriminieren. Dazu gehört, Schwulen und Lesben das gleiche Recht auf Schließung einer Ehe zuzubilligen. Schließlich ist das Bekenntnis zum anderen eine positive, konservative Tradition.

„Fundamentalismus ist gegen Bildung“, so es Margot Käßmann 2013 beim Sommerempfang der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens einmal treffend formuliert. Fundamentalismus ist außerdem rückwärtsgewandt und menschenfeindlich. Die CSU muss sich entscheiden, ob sie noch eine Partei für die Menschen des 21. Jahrhunderts ist. Von Stadtrat Thomas Lang kann man erwarten, dass er seinen Fehler erkennt und sich klar von Schneider distanziert.

Tags: Grüne Themen - Oberfranken, Pressearchiv
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