Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Deutschen Bundestag

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Undifferenzierte Polemik der Rehauer Senioren-Union: Wahlkampf und Kanzel sind zwei Paar Schuhe

Anlässlich der Äußerung der Rehauer Senioren-Union zum Thema "Keine Politikerreden von der Kanzel", (s. Berichterstattung in der Frankenpost vom 29.11.2012) mache ich als oberfränkische Bundestagsabgeordnete deutlich: Die Kritik der Rehauer Senioren-Union an der angeblichen Parteipolitik der Evangelischen Kirche ist substanzlos. Denn die Bundestagsabgeordnete und Vizepräsidentin der Fraktion der Grünen im Deutschen Bundestag, Katrin Goering-Eckhardt, wurde von der Kirche nicht als Politikerin, sondern in ihrer Eigenschaft als Präses der Synode der Evangelischen Kirche nach Rehau eingeladen. Es handelte sich außerdem auch nicht um eine sonntägliche Kanzelrede, sondern um eine Veranstaltung zum Thema "Freiheit im Glauben - Grüne Christen zum Verhältnis von Kirche und Staat".

29.11.2012

In der Veranstaltung sollte es also um die im Grundgesetz vorgesehene Trennung von Kirche und Staat gehen. Diese Frage bewegt viele Menschen, denn indem unser demokratischer Rechtsstaat Glaubens- und Gewissensfreiheit zusichert, verzichtet er ja auf eine weltanschauliche Festlegung. Für Bündnis 90/Die Grünen ist die Trennung eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass Kirchen und Religionsgemeinschaften eine positive Rolle in unserer Zivilgesellschaft einnehmen können. Aus diesem Grund  achtet auch Frau Goering-Eckhardt  auf eine deutliche Trennung ihrer Ämter. Seit ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen für die Bundestagswahl 2013, hat sie daher ihr Amt als Präses ruhen lassen. Aus diesem Grund hat sie auch ihre Teilnahme an der Veranstaltung in Rehau abgesagt. Sie hat damit deutlich gemacht: Wahlkampf und Kanzel sind zwei Paar Schuhe.

Davon abgesehen handelt es sich bei Kanzelreden grundsätzlich nicht um politische Reden, sondern um Reden zu gesellschaftlich relevanten, bzw. ethischen Themen, die von den unterschiedlichsten Persönlichkeiten, also auch Politikerinnen und Politikern, beleuchtet werden.

Zu dem kann ich mich nicht an Kritik aus den Reihen der Senioren-Union erinnern, als Günther Beckstein eine Kanzelrede in Erkersreuth hielt oder in Hof in der Kirche aus seinem Buch las. Die Senioren-Union muss sich schon die berechtigte Frage gefallen lassen: geht es um die Unabhängigkeit der Kirche an sich oder nur um bestimmte politische Vertreterinnen, die nicht der CSU angehören und die sie deshalb nicht auf der Kanzel bzw. in der Kirche sehen möchten. Oder fürchtet die CSU-Senioren vielmehr den Verlust ihre Wählerinnen und Wähler ? 

 

 

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